Ostermundigen braucht mehr, aber auch anderen Schulraum

In Ostermundigen ist der Schulraum knapp und entspricht teilweise nicht mehr heutigen Anforderungen. Die Notwendigkeit, die Schulanlage Rothus zu reaktivieren, spiegelt die demographische Entwicklung. 2007 wurde die Schulanlage ausser Betrieb genommen, weil die Anzahl Schülerinnen und Schüler rückläufig waren. Doch mit der Bevölkerungszunahme seit den 2010er-Jahren steigen in Ostermundigen auch die Schülerinnen- und Schülerzahlen wieder.

Ostermundigen entwickelt sich zum attraktiven Wohn- und Arbeitsort. Gemäss Prognosen der Ortsplanungsrevision O’mundo werden bis in zehn Jahren zusätzliche sechs bis sieben Klassen benötigt. Nötig ist nicht nur mehr, sondern auch anderer Schulraum. Um die Schülerinnen und Schüler mit vielfältigen Methoden zu fördern, braucht es neben Klassenzimmern für den frontalen Unterricht genügend Gruppenräume und Räume für Spezialunterricht.

Die Schulraumplanung stellt den Raum für solche Lernformen und für weitere Bedürfnisse sicher. Das Tagesschulangebot wird verbessert – auch dank der Investition ins Rothus. Nach der Erweiterung der Schulanlage ziehen mehrere Klassen ins Rothus; dadurch werden anderswo Räume frei, die sich auch für Tagesschulaktivitäten nutzen lassen. Genügend Platz soll auch für den Sport zur Verfügung stehen: An der Forelstrasse ist eine Dreifach-Turnhalle geplant, die den heutigen Hallen-Mangel entschärft.

Der Finanzplan 2024 bis 2030 enthält Investitionen von insgesamt ca. 122 Mio. Franken bis Ende 2030, davon rund 70 Mio. für den Bau und Unterhalt von Schulanlagen und Kindergärten. Die Finanzierung dieser Vorhaben wird eine Zunahme der Verschuldung mit sich bringen. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung ist weiterhin mit steigenden Steuereinnahmen zu rechnen. Der aktuelle Finanzplan geht von einer Erhöhung des Steuerfusses von 1.69 auf 1.74 per 2025 aus. Derzeit scheint das aber nicht notwendig – dank Reserven und dem verhältnismässig guten Jahresabschluss 2023.

Die Gemeinde Ostermundigen betrieb lange Zeit fünf Schulanlagen: Dennigkofen, Mösli, Bernstrasse, Rüti und Rothus. Aufgrund der rückläufigen Anzahl Schülerinnen und Schüler wurde die Schulanlage Rothus 2007 ausser Betrieb genommen und vermietet. Infolge der Bevölkerungszunahme steigen die Schülerinnen- und Schülerzahlen seit einigen Jahren wieder stark an. Der vorhandene Raum genügt nicht, um die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler aufzunehmen. Zudem entsprechen viele Räume nicht mehr den Anforderungen an einen zeitgemässen Schulunterricht. Deshalb hat der Gemeinderat eine umfassende und vorausschauende Schulraumplanung erarbeitet. Das im Jahr 2019 genehmigte Konzept dient als Basis für den Um- und Ausbau der Schul- und Sportanlagen. Aufgrund der aktualisierten Planungsdaten der Ortsplanungsrevision O’mundo und der Bildungsstrategie wird die Bedarfsstudie von 2019 gegenwärtig überprüft. Das Resultat wird 2025 vorliegen. 

Bereits fertiggestellt hat die Gemeinde acht Neubauten für Kindergärten, die Sanierung eines Kindergartens steht kurz vor dem Start und wird 2025 abgeschlossen. Bei den Schulanlagen liessen sich zwei Provisorien realisieren: Das Provisorium Dennigkofen besteht aus Metallcontainern mit zwei Klassenzimmern im Obergeschoss und einem Kindergarten im Erdgeschoss. Dieser Raum wird ab Sommer 2024 zu einem Klassenzimmer umgenutzt. Die bisher dort untergebrachte Kindergartenklasse zieht an die Mitteldorfstrasse, von wo wiederum Kindergartenkinder ins Mösli wechseln. Dort stehen nach den Sommerferien 2024 zwei neue Kindergärten und eine Tagesschule bereit.

Das für die Schülerinnen und Schüler erstellte Provisorium Mösli besteht aus einem Holzmodulbau mit zwei Klassenzimmern und einer Tagesschule. Dieses Provisorium wird im Sommer 2027 demontiert, sobald die Schulanlage Rothus wieder in Betrieb ist. Über die Sanierung und Erweiterung der Schulanlage entscheiden die Stimmberechtigten am 22. September 2024. Sie soll als eigenständige Oberstufenschule geführt und von acht auf vierzehn Klassen erweitert werden. Bei der geplanten Sanierung und Erweiterung der Schulanlage Rothus handelt es sich um das Schlüsselprojekt für die Schulraumplanung: Es gibt sonst keine Möglichkeit, rechtzeitig dringend benötigten zusätzlichen Schulraum bereitzustellen; an den anderen Schulstandorten fehlt das nötige Erweiterungspotenzial. Anschliessend ist der Bau einer Dreifach-Sporthalle an der Forelstrasse geplant; dazu findet die Volksabstimmung am 24. November 2024 statt.

Heute zählt Ostermundigen gut 18 400 Einwohnerinnen und Einwohner. Gemäss Prognosen der Ortsplanungsrevision O’mundo ist bis 2040 mit einem Bevölkerungszuwachs von 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu rechnen. Bei einer linearen Zunahme zögen also jährlich 125 Personen zu, was bis zum Schuljahr 2034/35 zu einer Bevölkerungszahl von rund 19 650 führen würde. Erfahrungsgemäss sind 10 Prozent der Bevölkerung Schülerinnen und Schüler. Bleibt dieser Anteil gleich, werden per Schuljahr 2034/35 sechs bis sieben Klassen mehr benötigt als heute und deren zehn bis 2040 . 

Treffen die Prognosen von O’mundo zu, braucht es bis 2040 nebst der geplanten Erweiterung der Schulanlage Rothus zusätzlichen Schulraum. Zwar sinkt die Geburtenrate gegenwärtig, der Rückgang wird aber durch das Bevölkerungswachstum kompensiert. Bei der Berechnung des Schulraumbedarfs rechnet Ostermundigen mit einer Klassengrösse von 20 Kindern. Dieser Wert ist tiefer als in anderen Gemeinden und hilft, übervolle Klassen zu vermeiden. Im Schuljahr 2024/25 führt die Gemeinde 94 Klassen mit total 1838 Schülerinnen und Schülern (19,6 Kinder pro Klasse).

Klassenzahlen bis 2040 im Detail2024/252029/302034/35

 

Kindergarten

2019 (-1)19 (0)
Primarstufe5156 (+5)57 (+1)
Sekundarstufe2323 (0)24 (+1)

In Ostermundigen besuchen derzeit rund 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen die Tagesschule. Von den 1340 Kindern – von den Kindergärten bis zu den sechsten Klassen – sind 580 in der Tagesschule angemeldet. In den nächsten Jahren wird die Nachfrage steigen. In der Schulanlage Dennigkofen werden auf der Primarstufe in den nächsten Jahren fünf zusätzliche Klassen geführt, was mehr Anmeldungen in der Tagesschule bedeutet. Die Erweiterung der Schulanlage Rothus bringt indirekt Entlastung: Weil Klassen ins Rothus ziehen, werden anderswo Räume frei, die sich auch für Tagesschulaktivitäten nutzen lassen. Es werden aber keine Räume geschaffen, die den Tagesschulen vorbehalten sind. Auf die wachsenden Bedürfnisse der Tagesschulen soll mit besonderen Massnahmen reagiert werden: Tagesschülerinnen und -schüler kommen gestaffelt zum Mittagessen und halten sich auch in der Turnhalle, in der Bibliothek oder draussen auf. In der Schulanlage Rothus selbst entsteht keine Tagesschule. Aus Kostengründen wird auf den Einbau einer Industrieküche verzichtet. Damit lässt sich kein Mittagstisch anbieten, was Bestandteil einer Tagesschule wäre.

Die Gemeinde ist bestrebt, das Turnhallenangebot zu verbessern. Heute ist die Situation nur in Dennigkofen ausreichend; an den Standorten Mösli und Bernstrasse ist sie ungenügend und am Standort Rüti aufgrund der vielen Klassen nur knapp genügend. Die Anzahl Turnhallen reicht somit nicht – und bei den bestehenden Hallen ist die Fläche kleiner als bei einer zeitgemässen Normhalle. Erst die neue Dreifach-Sporthalle an der Forelstrasse wird die Situation entschärfen: Die Halle, die neben der Kletterhalle O’bloc geplant ist und «Mary Poppins» heisst, ist von mehreren Schulstandorten aus in Kürze erreichbar und soll nicht nur von den Klassen der Anlagen Mösli und Rothus genutzt werden, sondern auch von den anderen Standorten.

Trotz Reserven und einem verhältnismässig guten Jahresabschluss 2023 ist die Gemeinde Ostermundigen nicht in der Lage, die Investitionen in die Anlage Rothus ohne Fremdmittel zu finanzieren. Abhängig von den Steuererträgen und den übrigen Ausgaben dürfte eine Finanzierung von rund 20 Millionen Franken notwendig sein. Dafür braucht es Darlehen, also Kapitalbeschaffungen auf dem Finanzmarkt, die Zinskosten verursachen. Zudem ist die Schulanlage nach der Fertigstellung über 33,3 Jahre abzuschreiben, was 3 Prozent des Anlagewerts pro Jahr ausmacht. Mit den Investitionen in die Schulanlage Rothus steigt also zum einen die Verschuldung, zum anderen wird die Jahresrechnung mit Zinskosten und Abschreibungen belastet. Ostermundigen verfügt jedoch über einen Spezialfonds (Mehrwertabschöpfung), der dafür sorgt, dass die Abschreibungen voraussichtlich während fünf bis acht Jahren keine Belastung darstellen.

Eine Steuererhöhung ist derzeitig nicht notwendig. Die Finanzierung der Gesamtplanung Rothus und auch des geplanten Neubaus der Sporthalle Forelstrasse werden zwar eine Zunahme der Verschuldung mit sich bringen, aufgrund der wachsenden Bevölkerung ist aber weiterhin mit steigenden Steuerinnahmen zu rechnen. Angesichts der laufenden Ausgaben von jährlich zirka 100 Millionen Franken wirken sich die Zinskosten nur gering aus.

Die Kosten für die Dreifachhalle an der Forelstrasse werden auf 21,7 Mio. Franken geschätzt (+/- 10 %); die Schätzungen stützen sich auf das detaillierte Bauprojekt. Müsste die Halle ausschliesslich mit Darlehen finanziert werden, wäre mit jährlichen Zinskosten von rund 325 000 Franken zu rechnen. Ostermundigen verfügt jedoch über einen Spezialfonds (Mehrwertabschöpfung), der dafür sorgt, dass die Abschreibungen voraussichtlich während fünf bis acht Jahren keine Belastung darstellen. Später würden die Abschreibungen 3 Prozent beziehungswiese rund 650'000 Franken pro Jahr betragen.

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