Rothus schafft Raum und hilft bei der Energiewende
Die Sanierung und die Erweiterung der Schulanlage Rothus verbessern die Schulraumsituation in der Gemeinde deutlich – es ist ein grosser Schritt für Ostermundigen. Das Rothus nimmt Klassen aus anderen Schulhäusern auf, was anderswo neuen Raum schafft.
Die drei seit 1955 bestehenden Gebäude werden mit einem zweigeschossigen Erweiterungsbau mit acht Unterrichtsräumen ergänzt. Es entstehen genügend Klassen- und Gruppenräume. Ein vielfältiges Raumangebot ist eine Voraussetzung für einen zukunftsgerichteten Schulbetrieb. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten heute auch in Kleingruppen oder alleine. Selbstorganisiertes Lernen erfordert Rückzugsmöglichkeiten.
Eine zeitgemässe Schulinfrastruktur erleichtert auch die Rekrutierung von Lehrerinnen und Lehrern; in Zeiten des Lehrkräftemangels hilft sie mit, qualifizierte Lehrpersonen für eine Anstellung in Ostermundigen zu gewinnen.
Die Fortschritte gehen über den Schulbetrieb hinaus: Die Schulanlage wird energetisch umfassend erneuert. Auf allen Dächern wird künftig Solarkaft produziert, in einer Menge, die ungefähr dem Stromverbrauch von 64 Haushalten entspricht. Statt mit Öl wird neu mit Holzschnitzeln geheizt; der Heizölverbrauch der Gemeinde sinkt dadurch massiv. Die Sanierung und Erneuerung des Rothus leisten einen namhaften Beitrag zur Energiewende.
Die Gesamtkosten für die Sanierung und die Erweiterung belaufen sich auf 41,54 Millionen Franken. Der detaillierte Kostenvoranschlag ist mit mehreren Referenzobjekten in unterschiedlichen Kantonen verglichen worden. Die Kosten für die Anlage Rothus liegen im Bereich der Vergleichsobjekte.
Geplant ist ein zweigeschossiger Erweiterungsneubau mit acht Unterrichtsräumen. Die bestehenden drei Gebäude werden saniert und energetisch und technisch auf den neuesten Stand gebracht (Innenausbau, Wärmedämmung und Haustechnik). Auf allen Dächern entstehen grossflächige Solarstromanlagen: Die Schulanlage wird Solarkraft in einer Menge produzieren, die ungefähr dem Stromverbrauch von 64 Haushalten entspricht. Die alte Ölheizung wird durch eine Holzschnitzelheizung ersetzt. Der Neubau, der Klassentrakt, die Schulküche im Spezialtrakt und der Garderobenbereich im Hallentrakt erhalten eine Lüftungsanlage, die ein angenehmes Raumklima ermöglicht. Dazu kommen ein neuer Allwetterplatz, ein neu gestalteter Parkier- und Eingangsbereich und Anpassungen der Umgebungs- und Entwässerungsanlagen sowie der für den Schulbetrieb notwendigen Ausstattung und Möblierung.
Mit der Sanierung und dem Neubau entstehen genügend Klassen- und Gruppenräume. Dies ermöglicht einen zeitgemässen Schulunterricht. Die Zimmer sind multifunktional und flexibel nutzbar, so lassen sich die Kinder und Jugendlichen in verschiedenen Bereichen und auf verschiedene Arten fördern. Nach heutigem Bildungsverständnis sind vielfältige Unterrichts- und Lernformen dazu am besten geeignet; nebst frontalem Klassenunterricht lernen Schülerinnen und Schüler heute idealerweise auch in Kleingruppen oder in Einzelarbeit. Selbstorganisiertes Lernen erfordert Rückzugsmöglichkeiten – dafür fehlen heute in der Schulanlage Rothus die Räume. Mehr Platz bedeutet auch weniger Gedränge und somit weniger Konfliktpotenzial unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Mangelhaft ist heute ebenso das Raumklima, in Hitzephasen ist es unzumutbar. Deshalb ist geplant, in mehreren Gebäuden eine Lüftungsanlage einzubauen; sie sorgt für ein angenehmes Klima und ermöglicht trotz Klimawandel einen Unterricht bei angenehmen Temperaturen.
Eine gute Schulinfrastruktur ist auch mit Blick auf den Lehrkräftemangel wichtig: Ohne genügend Raum wird es immer schwieriger, qualifizierte und motivierte Lehrpersonen zum Verbleib in der Gemeinde oder zum Wechsel nach Ostermundigen zu bewegen. Heute lassen sich Stellen nicht oder oft nur mit grossem Aufwand besetzen.
Der Lehrplan 21 verlangt genügend Gruppenräume, damit Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zum selbständigen und individuellen Lernen erhalten. Damit es Kindern derselben Klasse möglich ist, parallel unterschiedliche Arbeiten zu erledigen, müssen genügend Zimmer zur Verfügung stehen. Zudem nehmen sie immer häufiger Arbeiten als Audio- oder Videobeitrag auf, wofür ein Raum nötig ist, in dem keine anderen Geräusche zu hören sind.
Wie Gruppen- gehören auch gut ausgerüstete Fachräume zum Standard einer zeitgemässen Schulanlage. Kinder und Jugendliche profitieren mehr, wenn sie Kompetenzen nicht nur theoretisch, sondern auch in Übungen erlernen. Im Fach «Natur und Technik» beispielsweise sollen Schülerinnen und Schüler Experimente in Zweiergruppen ausführen und nicht nur im Klassenverbund erleben.
Asphaltierte Flächen werden teilweise entsiegelt und zurückgebaut und durch Grünflachen und Schotterplätze ersetzt. Der bisherige Baumbestand bleibt erhalten, weitere fünf Bäume werden gepflanzt. Damit soll eine Verbesserung des Ortsklimas erreicht werden.
Die geplante Anzahl Parkplätze umfasst 11 Parkplätze, 4 weniger als bisher, aber genügend für den Schul- und Vereinsbetrieb. Vorgesehen ist zudem ein Platz mit einer E-Ladestation. Die Zahl der Veloabstellplätze für die Schülerinnen und Schüler bleibt gleich (168), für Lehrpersonen entstehen zusätzliche 20 Veloabstellplätze.
Von Seite der Gemeinde wird die Zufahrt für die Parkierung von Personenwagen neugestaltet; sie erfolgt fortan getrennt vom Ankunftsplatz der Schule. Von Seite des Kantons ist eine neue Verkehrsführung (Fahrrad, Autos) ab Kreisel Ostermundigen bis zum Bahnhof Bolligen vorgesehen, was aber keinen direkten Zusammenhang mit dem Projekt Rothus hat.
Gemäss einem Verkehrsgutachten entspricht der Schulweg über das Wegmühlegässli den gültigen Anforderungen. Rund um das Wegmühlegässli ist aber vieles in Bewegung. So ist dieses im Zonenplan der Ortsplanungsrevision O’mundo sowohl als kommunale Velo-Vorrangroute als auch als Schulweg vermerkt. Laut der kommunalen Planung «Temporegime» gehört das Wegmühlegässli zudem zu jenen Strassenabschnitten, die 2024 zur Tempo-30-Zone werden. Ausserdem hat die Gemeinde das Gässli für die Realisierung einer besseren Veloverbindung im Agglomerationsprogramm 5 eingegeben; im Fall eines Zuschlags wäre die Mitfinanzierung von Bund und Kanton gewährleistet. Ferner steht die Gemeinde in Verhandlungen mit dem kantonalen Amt für Grundstücke und Gebäude (Grundeigentümerin), um mehr Land zu erhalten, damit sie die Strasse verbreitern und die Qualität für den Langsamverkehr verbessern kann. Während der Bauphase ist kein Schulweg tangiert, weil die Schulanlage Rothus während des Umbaus nicht genutzt wird.
Die Kostenschätzung für das Vorprojekt lag bei 45,4 Millionen Franken. Aus Gründen der Finanzierbarkeit wurde das Vorprojekt im Auftrag des Gemeinderats überarbeitet; die Kosten liessen sich um 8,7 Prozent auf 41,54 Millionen senken. Der gestützt darauf erarbeitete detaillierte Kostenvoranschlag für das Bauprojekt wurde mit Referenzprojekten in den Kantonen Bern, Zürich und Basel verglichen: mit je sechs vergleichbaren Sanierungen von Bestandesbauten und Neubauten. Das Resultat: Sowohl die Kosten für die drei Sanierungsprojekte im Rothus wie auch für den Neubau liegen innerhalb der Bandbreite der Vergleichsobjekte. Mit 5916 Franken pro Quadratmeter respektive 1514 Franken pro Kubikmeter Gebäudevolumen liegt der Neubau im oberen Bereich. Die drei Sanierungsprojekte weisen sehr unterschiedliche Eingriffstiefen auf, weshalb ihre Benchmark-Werte unterschiedlich sind.
Dank Wärmedämmungen auf den Dächern und Nachdämmungen der Fassaden sinkt der Energiebedarf um bis zu zehn Prozent. Zusammen mit der Nutzung erneuerbarer Energien leistet die energetisch sanierte Schulanlage einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende und vermindert die Betriebskosten. Der Heizölverbrauch aller Gemeindeliegenschaften beträgt im Durchschnitt ungefähr 720 Megawattstunden. Dank dem Ersatz der Öl-Heizung im Rothus wird der Heizölverbrauch der Gemeinde um über 40 Prozent reduziert.
Geplant ist eine Holzschnitzelheizung. Die bestehende Ölheizung erfüllt die technischen Anforderungen seit 2021 nicht mehr, eine Betriebsverlängerung ist nicht sinnvoll. Für die Holzschnitzel-Lieferanten werden im Rahmen der Ausführungsplanung Anbieter im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern gesucht. So lässt sich vermeiden, dass das verwendete Holz aus weit entfernten Gebieten, dem Ausland oder aus kritischen Gebieten stammt. Die Idee eines Fernwärmeanschlusses wurde geprüft, aber verworfen – einerseits aufgrund der grossen Distanz zum Ausgangsort (Gemeinde Bolligen, Kablan AG), anderseits wegen der Unklarheit, wann der Anschluss überhaupt möglich wäre. Erdwärme ist im Gebiet der Rothus-Anlage laut kantonalen Richtlinien verboten (Erdsondenkarte).
Für die Stromproduktion werden die Dächer aller vier Gebäude mit Solarpanels ausgerüstet: Die 2464 Quadratmeter Solarzellen ergeben eine Leistung von rund 390 kWp (Kilowatt-Peak) und zirka 292 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Diese Strommenge entspricht ungefähr dem Verbrauch von 64 Haushalten. Die Anlage produziert also Strom, zudem fällt der jährliche Verbrauch von 27 000 Litern Heizöl weg.
Zum einen durch den Erhalt und die sanfte Erneuerung der denkmalgeschützten Liegenschaft: Viele Bauteile werden belassen oder nur teilweise ersetzt (z.B. nur Glasersatz, Nachdämmungen auf bestehende Isolationen). Zum anderen werden bei den Bestandesbauten die sanierungsbedürftigen Bauteile nach dem Minergie-ECO-Standard verbessert, der den Aspekt der grauen Energie berücksichtigt. Beim Neubau stellt die Zertifizierung nach Minergie-A-ECO sicher, dass möglichst wenig graue Energie entsteht. Kein anderes Label stellt höhere Ansprüche an den Klimaschutz betreffend Betrieb, Baumaterialien, Eigenstromproduktion und Raumklima als Minergie-A-ECO. Damit kommt die Anlage Rothus den Bedingungen nach, die Ostermundigen als «Energiestadt» zu erfüllen hat. Sie orientiert sich damit am Gebäudestandard des Vereins Energiestadt: Neubauten erfüllen den Standard nach Minergie-A-ECO, Gesamterneuerungen garantieren den Standard Minergie für Neubauten oder Modernisierungen und erreichen überdies die ECO-Anforderungen.
Mit der Dachsanierung wird nicht unnötig Bausubstanz ersetzt und somit keine graue Energie verschwendet. Der Einbau der Solarstromanlage bedingt nur, die Dacheindeckung (Ziegel) zu entfernen und Spenglerarbeiten zu erneuern – es handelt sich also nicht um eine «komplette» Sanierung. Die Unterkonstruktion bleibt, wird aber mit einem Unterdach versehen, um die Dämmung zu verbessern. Einzig beim Spezialtrakt ist aufgrund mehrerer undichter Stellen eine Gesamtsanierung unvermeidbar.
Die gewählte Vorgehensweise ist sinnvoll und bei Sanierungsprojekten üblich. Die fraglichen Bauteile sind weit über 20 Jahre alt und nähern sich dem Ende ihrer Lebensdauer. Da ohnehin Massnahmen notwendig und sowohl Unternehmer als auch Gerüste am Ort sind, werden bei Sanierungen meist auch Bauteile ersetzt, die womöglich noch einige Jahre nutzbar wären. Spätere Ersatzmassnahmen oder sogar notfallmässige Sanierungsarbeiten wären unverhältnismässig aufwändig und entsprechend kostspielig.
Asbest- und Radongutachten liegen vor. Eine Schadstoffuntersuchung befasste sich mit möglichen Rückständen von Asbest, PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) und PCB (chlorierte Kohlenwasserstoffe). An den Wänden und auf den Böden sind bei den Dämmungen Schadstoffe vorhanden, unter anderem bitumengebundener Kork, bei den Belägen Kleber und Fugenmaterial. Die Fassadenverkleidung (beispielsweise gebundene Eternitplatten) weist Schadstoffe auf, die nicht relevant sind, solange das Material nicht bearbeitet wird. Die Platten werden trotzdem zurückgebaut. Auch bei Haustechnik-Dämmungen sind Schadstoffe vorhanden; auch sie werden zurückgebaut und ersetzt.
Im Spezialtrakt ist der Radon-Grenzwert in mehreren Räumen überschritten. Dank der neuen Lüftung in mehreren Gebäuden wird der Referenzwert künftig unterboten. Im Kriechkeller wird zusätzlich ein Ventilator installiert. Im Klassen- und im Turnhallentrakt liegen die Werte unter dem Grenzwert; dennoch wird im Keller ein Ventilator installiert.